11. Station: Gaussgrabmal

Carl Friedrich Gauß, der princeps mathematicorum (Fürst oder Erster der Mathematik), war sicherlich die wissenschaftlich bedeutendste Persönlichkeit im Göttingen des 19. Jahrhunderts.

Gauß, der von 1795 bis 1798 an der Georgia Augusta studiert hatte, war bereits ein berühmter Mathematiker, als er 1807 als Professor für Astronomie und Direktor der Sternwarte nach Göttingen zurückkehrte.
Hier widmete er sich besonders der Astronomie, der Landesvermessung, der Erforschung des Erdmagnetismus und differential-geometrischen Problemen.

1833 erfand Gauß gemeinsam mit seinem Freund und Kollegen Wilhelm Weber den ersten elektromagnetischen Telegrafen der Welt.

Am 23.2.1855 starb Gauß im Alter von 78 Jahren in seiner Wohnung in der Göttinger Sternwarte.
In seinem Grab auf dem Albanifriedhof waren bereits zu seinen Lebzeiten seine erste und seine zweite Frau sowie seine Mutter bestattet worden.

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Bedeutender Mathematiker und Naturwissenschaftler

Carl Friedrich Gauß, schon zu Lebzeiten als princeps mathematicorum, Fürst oder Erster der Mathematik, bezeichnet, war sicherlich die wissenschaftlich bedeutendste Persönlichkeit im Göttingen des 19. Jahrhunderts und einer der bedeutendsten Mathematiker und Naturwissenschaftler aller Zeiten.

Am 30 April 1777 in Braunschweig geboren, erfuhr er seine wissenschaftliche Ausbildung als Student noch am Ende des 18. Jahrhunderts in Göttingen, um 1799 an der Braunschweigischen Landesuniversität in Helmstedt zu promovieren.

Er erwarb sich frühen Ruhm mit der 1801 erfolgten Veröffentlichung seiner Disquisitiones arithmeticae („Untersuchungen über höhere Arithmetik“), das heute als grundlegendes Werk der modernen Zahlentheorie gilt. Noch im selben Jahr prägte er seinen Namen der Fachwelt nachhaltig ein, als Astronomen den kurz nach seiner Entdeckung verlorengegangenen kleinen Planeten Ceres an der von Gauß vorherberechneten Stelle wiederentdeckten. Die Methoden der Bahnbestimmung, die Gauß für diese Berechnung entwickelt hatte, veröffentlichte er 1809 in seinem astronomischen Hauptwerk Theoria motus corporum coelestium („Theorie der Bewegung von Himmelskörpern“), das die theoretische Astronomie auf eine neue Grundlage stellte und im Kern bis heute gültig ist.

Zwei Jahre vor dieser Veröffentlichung hatte Gauß‘ zweiter, langandauernder Göttinger Lebensabschnitt begonnen: Im Jahr 1807 hatte er den Ruf an die Georgia Augusta als Professor für Astronomie und Direktor der Sternwarte in Göttingen angenommen. Gauß war „von Beruf“ also strenggenommen Astronom. An seiner Entscheidung für Göttingen hatte sicherlich die Aussicht auf eine nagelneue Wirkungsstätte, die Sternwarte an der Geismarlandstraße, mit deren Bau 1803 begonnen worden war, einen gewissen Anteil. Durch Kriegsunterbrechungen verzögerte sich die Fertigstellung des Gebäudes allerdings noch um einige Jahre. Gauß lebte zunächst in der Kurzen Straße 15 (dem jetzigen Gauß-Studentenwohnheim) und bezog unmittelbar nach ihrer Vollendung 1816 die Sternwarte, wo er bis zu seinem Tod wohnen bleiben sollte. (>> Station Universitätssternwarte)

In seiner zweiten Göttinger Zeit widmete Gauß sich u.a. der Landesvermessung, veröffentlichte das grundlegende differential-geometrische Werk Disquisitiones circa superficies curvas („Allgemeine Untersuchung über krumme Flächen“) und arbeitete eng mit dem Physiker Wilhelm Weber zusammen. (>> Station Gauß-Weber-Denkmal) Gauß und Weber entwickelten nicht nur gemeinsam den ersten elektromagnetischen Telegraphen der Welt (>> Stationen Universitätssternwarte, Historisches Gebäude, Mechanicus Hermann Pfaff und Universitätssternwarte), sondern erforschten auch den Erdmagnetismus, wobei Gauß das später nach ihm benannte absolute physikalische Maßsystem aufstellte. Die (heute nur noch in der Astrophysik verwendete) physikalische Einheit „Gauß“ (G bzw. Gs) gibt die Stärke der magnetischen Induktion an (das Erdmagnetfeld beispielsweise hat eine Stärke von etwa 0,5 Gauß).

Gauß erlebte in Göttingen nicht nur glückliche Zeiten. Als er 1807 von Braunschweig kommend zum zweiten Mal in die Stadt zog, war Mitteleuropa von Feldzügen und militärischen Besetzungen geprägt. In wenigen Jahren erlebte Gauß in Göttingen das Kurfürstentum Hannover, das Königreich Westphalen (unter König Jérôme, einem Bruder Napoleons) und das Königreich Hannover. Zur politischen Unruhe gesellte sich privater Kummer: Schon zwei Jahre nach dem Umzug nach Göttingen, im Jahr 1809, starb Gauß‘ Ehefrau Johanna („Hannchen“) Rosina Elisabeth geb. Osthoff im Alter von 29 Jahren. Gauß vermählte sich erneut und musste auch den Tod seiner zweiten Gattin miterleben: Im Alter von 43 Jahren starb 1831 Friederica Wilhelmine („Minna“) geb. Waldeck. Acht Jahre darauf, 1839, verschied auch Gauß‘ 96-jährige Mutter Dorothea, die ebenfalls mit in der Sternwarte gelebt hatte. Die drei Frauen sind mit Gauß zusammen im Grabmal auf dem Albani-Friedhof bestattet.

Gauß selbst, der 1749 anlässlich seines Goldenen Doktor-Jubiläums zum Ehrenbürger der Stadt Göttingen ernannt worden war, starb am 23. Februar 1855 im hohen Alter von 87 Jahren zuhause, also in der Göttinger Sternwarte.

Sein Begräbnis erfolgte von der Terrasse der Sternwarte aus. In Ansprachen erwiesen der Orientalist und Theologe Heinrich Ewald, ein Schwiegersohn von Gauß und wie Wilhelm Weber einer der Göttinger Sieben, sowie sein Schüler, der Geologe Professor Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen, dem princeps mathematicorum die letzte Ehre.

Das Bildnis von Gauß auf dem Bronzemedaillon des Grabmals hat Heinrich Hesemann nach einem Gussmodell angefertigt, das 1855 nur wenige Wochen vor dem Tod des großen Gelehrten entstanden ist. Die Grabstele wurde von drei hannoverschen Künstlern im Auftrag von Gauß‘ Sohn, dem Oberbaurat Joseph Gauß, der seinem weltberühmten Vater ein angemessenes Grabmal verschaffen wollte, ausgeführt und 1859 aufgestellt. König Georg V. stiftete 1865 anlässlich eines Besuches eine bronzene Gedenktafel an der Sternwarte zur Erinnerung an Gauß.