7th Stop: Former IIIrd Physical Institute

During the 20th century, the complex of buildings in the Bunsenstrasse hosted Goettingen’s famous Physics Department. Its construction on the outskirts of the city was a result of the ever growing importance of physical research and its permanent expansion. 
Among others, Nobel-Laureates James Franck and Max Born worked here.

In the fields of acoustics and high frequency technology, the III. Physical Institute  globally made a name for itself. The extra building on the Buergerstraße hosts the reflection free chamber which impressively demonstrates research of acoustics and psycho-acoustics.

Meanwhile, all institutes of the Physics Department have moved to the north campus of the university and the building has been sold and remodeled.

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Arbeitsplatz zahlreicher Nobelpreisträger

Im Sommer 2003 verließ ein Teil der Physikalischen Institute der Universität Göttingen das Areal in der Bunsenstraße und zog in einen gemeinsamen Neubau in der Tammannstraße.

Mit dem Umzug der letzten Institute im Sommersemester 2005 geht dann eine fast 100 Jahre währende Epoche physikalischer Forschung und Lehre am Rande der Innenstadt zuende.

Ihren Anfang hatte sie in den Jahren 1904 und 1905 mit der Errichtung der Abteilung für Angewandte Elektrizitätslehre des Physikalischen Instituts in der Bunsenstraße 7 genommen.

Im 19. Jahrhundert hatte sich das Physikalische Kabinett unter Wilhelm Weber zunächst noch im Kern der Göttinger Universität am Papendiek befunden. (>> Station Paulinerkirche) 1842 war es in die gegenüberliegende ehemalige Londonschänke (heute eher als Michaelishaus bekannt) verlegt worden.

Zum Ende des Jahrhunderts wuchs die Bedeutung der Physik für die Industrie so sehr, dass eine 1898 gegründete Gruppe von Industriellen und Wissenschaftlern unter dem Namen Göttinger Vereinigung für angewandte Physik (seit 1900 weiter: und Mathematik) den größten Teil eines Anbaus an das Michaelishaus finanzierte, der für die Forschungen des Physikalischen Instituts und der Abteilung für technische Physik vorgesehen war. Die Industriellen, die durchaus nicht nur aus Göttingen kamen (wichtigster Förderer der Vereinigung z.B. war der Direktor der Elberfelder Farbwerke [später Bayer] Henry von Böttinger), folgten damit einer Initiative des bedeutenden Göttinger Mathematikers Felix Klein, der in der Tradition von Gauß die Anwendungsbezogenheit der mathematisch-physikalischen Wissenschaften fördern wollte. Seine Anregungen mündeten u.a. in die Gründung der Institute für Angewandte Elektrizitätslehre und für Angewandte Mathematik und Mechanik.

Da die Expansion der akademischen Physik ständig weiter voranschritt, wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein Neubau unumgänglich, der auf freier Fläche in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt in der Bunsenstraße errichtet wurde. Aufgrund des anhaltenden Wachstums der Arbeit des Physikalischen Instituts kam es 1921 zur Aufteilung in das I. physikalische Institut, das II. physikalische Institut, das Institut für Theoretische Physik und das Institut für Angewandte Elektrizitätslehre.

Im folgenden Jahrzehnt bis 1930 erschloss die Physik mit umfangreichen Neu- und Anbauten den größten Teil des Areals an der Bunsenstraße für sich. Ein Teil der Baumaßnahmen, die in einem weitgehend einheitlichen Stil mit roten Backsteinen ausgeführt wurden, wurde von der Rockefeller Foundation finanziert.

Hier arbeiteten u.a. die Nobelpreisträger James Franck (Leiter des II. Physikalischen Instituts, zusammen mit Gustav Hertz Nobelpreis 1925 für Atomforschung) und Max Born (Leiter des Instituts für Theoretische Physik, zusammen mit Walther Bothe Nobelpreis 1954 für 1926 erfolgte Arbeiten zur Atomdynamik). Je nachdem, ob sie unter Franck am II. Physikalischen Institut, unter Born am Institut für Theoretische Physik oder unter Robert Pohl am I. Physikalischen Institut studierten, nannten sich die Studierenden die „Franckierten“, die „Bornierten“ oder die „Pohlierten“.

Den vorläufigen Abschluss der universitären Neubauten an der Bunsenstraße stellte die Errichtung des Mathematischen Instituts in der Bunsenstraße 3/5 zwischen 1927 und 1929 dar. In der Stiftungsurkunde des International Education Board der Rockefeller-Stiftung, die den Neubau weitgehend finanzierte, kommt die Bedeutung der Göttinger naturwissenschaftlichen Forschung zum Ausdruck: „In Anerkennung des in Göttingen Geleisteten durch die amerikanische und darüber hinaus die zivilisierte Welt.“

Weltweite Bedeutung des Instituts

Angesichts der durch die naturwissenschaftlichen Forschungen und ihre Anwendung in der Praxis erst möglich gewordenen ungeheuren Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg erwarben sich die Göttinger Naturwissenschaften allerdings einen durchaus zweideutigen Ruf. So schrieb der Schriftsteller Wolfgang Koeppen über Göttingen: „In jeder Villa spaltete man Atome, und verhärmt gekleidete Doktorantinnen der theoretischen Physik grübelten (...) Tag und Nacht (...) der endgültigen Formel nach, den Erdball in die Luft zu sprengen.“ Als 1957 die atomare Bewaffnung der Bundeswehr von interessierter Seite auf die politische Tagesordnung gebracht wurde, sprachen sich sehr namhafte Göttinger Naturwissenschaftler im vielbeachteten Göttinger Appell gegen diesen Schritt aus und ließen somit erstmals öffentlich eine kritische Selbstreflexion ihres Tuns erkennen.

Die beiden praxisbezogenen physikalischen Institute der Georgia Augusta, das Institut für Angewandte Elektrizitätslehre und das Institut für Angewandte Mechanik, wurden 1947 zum III. Physikalischen Institut zusammengelegt. Mit seinen Arbeiten auf dem Gebiet der Akustik und der Hochfrequenztechnik machte sich das Institut bald weltweit einen Namen. Kennzeichnend für die Arbeit des III. Physikalischen Institutes war und ist jedoch vor allem eine große Bandbreite und Vielfältigkeit der behandelten Themen, die von Grundlagenforschung auf dem Gebiet der menschlichen Sprache über automatische Bildauswertung, Modellrechnungen zur biologischen Tagesrhythmik, Forschungsarbeiten zum Straßenverkehrslärm, die Sonolumineszenz (=Entstehung von Licht aus Schall) bis hin zur Psychophysik und zur Chaosforschung reichen. (Zur Chaosforschung sei hier daran erinnert, dass sich bereits Lichtenberg in Göttingen mit diesem Thema befasste, wie folgender Aphorismus aus seiner Feder zeigt: „Hätte ich zu Wardöhus einen Kirschkern in die See geworfen, so hätte der Tropfen Seewasser, den Myn Heer am Kap von der Nase wischt, nicht gnau an dem Ort gesessen.“)

Der langjährige Leiter des III. Physikalischen Institutes, Erwin Walter Meyer, schlug 1953 einen Ruf in die USA und 1956 einen nach Heidelberg aus. Im Gegenzug erhielt er die finanziellen Mittel für einen großzügigen Erweiterungsbau an der Bürgerstraße. In dessen Räumlichkeiten befindet sich auch der von Meyer im Zuge seiner Forschungen zur Akustik erfundene reflexionsfreie Raum. In diesem sogenannten „schalltoten Raum“ verschlucken Schluckstoffkeile aus porösem Material die Schallwellen, so dass sie nicht von den Wänden zurückgeworfen werden. Diese Bedingungen wurden beispielsweise genutzt, um die Entwicklung der Stereophonie und des Kunstkopfes zu optimieren oder die Richtcharakteristik von Lautsprechern, Mikrofonen etc. zu klären. Sprachaufnahmen in psycho-akustischen Hörversuchen dienten zur Erforschung der Sprachverarbeitung. Hier vorgenommene Messungen verbesserten die Eigenschaften von Antennen und vergrößerten die Möglichkeiten aktiver Lärmbekämpfung.