Plasma for Life

HAWK-Forscher informieren in Holzminden zur Anwendung von kaltem Plasma

Der Informationsnachmittag weckte das Interesse von Unternehmer/innen aus der Region

Im Anschluss an die Fachvorträge kamen Wissenschaftler und Unternehmer/innen ins Gespräch

Plasmaforschung für das Weserbergland

Unternehmer/innen im Weserbergland interessieren sich für die Plasmaforschung. Etwa 50 Interessierte kamen zum Informationsnachmittag zum Thema “Plasmatechnologien im Einsatz für das Weserbergland“ ins Weserberglandforum am HAWK-Standort Holzminden. Die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen und die Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden hatten Unternehmer/innen und Privatpersonen eingeladen, sich zu den Möglichkeiten der Plasmatechnologie zu informieren.

Unter ihnen sind Sigrid Schmidt und Dr. Hannjörg Wagner von der Firma Molchmanufaktur. Sie haben schon eine konkrete Vorstellung, wie sie Plasmatechnologie in ihrem Unternehmen einsetzen könnten. Das Unternehmen stellt Reinigungsgeräte für Rohrleitungen her. „Wir verarbeiten Silikon und möchten erreichen, dass die Silikonoberfläche weniger Reibung erzeugt.“ Die Firma habe sogar bereits eine eigene Plasmaquelle angeschafft.

Am HAWK-Standort Göttingen forschen Wissenschaftler/innen der Hochschule und des Fraunhofer Anwendungszentrums für Plasma und Photonik (APP) zur Anwendung von kaltem Plasma in Medizin, Industrie und Haushalt. 2016 gewann die HAWK mit dem Projekt „Plasma for Life“ den Wettbewerb „Starke Fachhochschulen – Impuls für die Region“ (FH-Impuls) vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Über den Zeitraum von vier Jahren wird das Forschungsprojekt nun mit 6,5 Millionen Euro gefördert.

Ein wichtiger Bestandteil von „Plasma for Life“ ist die Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen. So können Problemstellungen aus der Wirtschaft direkt in die Forschungsarbeit einfließen und Unternehmen von den neuen Technologien profitieren. „Bisher arbeiten wir mit 13 Partnerunternehmen vor allem aus dem Raum Göttingen zusammen“, berichtet Dr. Bernd Schieche, Clustermanager an der HAWK. In einem möglichen zweiten Förderzeitraum von vier Jahren könnten sich weitere Unternehmen an dem Projekt beteiligen. Beim Informationsnachmittag konnten sich nun Unternehmer/innen aus Holzminden zum Thema Plasmaforschung informieren und erste Kontakte zu den Forschern knüpfen. „Wir möchten hier zeigen, was wir können und schauen, ob es bei den Unternehmen Interesse an der Plasmaforschung gibt“, erklärt Prof. Dr. Wolfgang Viöl, HAWK-Vizepräsident für Forschung und Transfer.

Um von der Plasmaforschung zu profitieren, müssten die Unternehmen aber nicht auf einen zweiten Förderzeitraum von FH-Impuls warten, berichtet Viöl. „Es gibt jederzeit die Möglichkeit, über Projekte zur Forschung und Entwicklung in die Plasmaforschung einzusteigen.“ Darüber hinaus könnten sie durch Duale Studiengänge den eigenen Nachwuchs fördern oder durch Deutschlandstipendien oder Projektförderung Studierende für das eigene Unternehmen begeistern.

Wissenschaftler aus den verschiedenen Kompetenzfeldern stellten in Fachvorträgen ihre Forschung und die Anwendungsbereiche von kaltem Plasma in der Medizin und Industrie vor. So wird kaltes Plasma bereits zur Wundheilung eingesetzt. Auch kann es zur Desinfektion von Oberflächen und Händen genutzt werden. In der Oberflächenbehandlung reinigt es verschiedene Materialien, macht sie wasserabweisend oder verbessert die Haftung von Lacken. Auch in der Partikeltechnik kann Plasma zum Einsatz kommen. Mit Hilfe von Plasmabeschichtung konnten so beispielsweise schon Glasampullen, wie sie in Sprinkleranlagen vorkommen, mit Leiterbahnen versehen werden.

Die Plasmaforschung an der HAWK weckte unter den Gästen großes Interesse. „Ich bin beeindruckt von den technologischen Kompetenzen und der Anwendungsorientierung an der Hochschule“, findet Dr. Johannes Panten von der Firma Symrise. Er interessiere sich besonders für die Förderung von wissenschaftlichem Nachwuchs.

Nach den Vorträgen hatten die Unternehmer/innen die Gelegenheit, sich mit den Wissenschaftlern auszutauschen. „Unternehmen können sich auch mit konkreten Problemen an uns wenden“, betont Schieche. „Dann können wir bei uns im Institut oder auch direkt im Unternehmen entsprechende Tests durchführen.“ Auch die gemeinsame Beantragung von Drittmitteln sei eine Option für zukünftige Projekte. Dr. Jutta Klüber-Süßle von der Wirtschaftsförderung des Landkreises Holzminden zieht ein positives Fazit der gemeinsamen Veranstaltung. „Durch anwendungsorientierte Forschung wie diese kann die Innovationskraft im Landkreis wachsen.“