Kosmische Brocken wie winzige Staubkörner, faustgroße Meteoriten sowie Kometen und Asteroiden gelten als Zeitzeugen der Entstehung unseres Sonnensystems. Bei den Bemühungen, ihnen ihre Geheimnisse zu entlocken, haben Forscherinnen und Forscher in den vergangenen Jahren erhebliche Fortschritte gemacht: Mit Hilfe bodengebundener Teleskope haben sie verblüffende Exemplare dieser so genannten kleinen Körper entdeckt; unbemannte Raumsonde haben Kometen und Asteroiden aus der Nähe untersucht und sogar Materialproben zurück zur Erde gebracht; und aufwändige Laboruntersuchungen offenbaren immer präzisere Informationen über ihre Zusammensetzung. Diesen Entwicklungen geht die aktuelle öffentliche Vortragsreihe am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen nach. Von Mitte Januar 2023 bis April 2023 berichten sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von ihren Forschungsergebnissen und -projekten.
Den Auftakt am Donnerstag, 19. Januar 2023, macht Prof. Dr. Thorsten Kleine, der seit etwa einem Jahr die Abteilung für Planetenwissenschaften des MPS leitet. Es ist sein erster öffentlicher Vortrag in Göttingen, der sich an ein breites Publikum richtet. Unter dem Titel „Die Erde oder: Wie entsteht ein lebensfreundlicher Planet?“ präsentiert der Meteoritenforscher und Kosmochemiker den aktuellen Kenntnisstand zur Entstehung und Entwicklung unseres Heimatplaneten. Er erklärt unter anderem, woher das ursprüngliche Baumaterial der Erde stammt, wann und wie es sich zusammenballte und wie das Wasser auf die Erde kam.
Im Folgenden widmen sich gleich zwei Vorträge den Kometen. Einen Blick auf Kometenmissionen im Weltraum wirft am Donnerstag, 2. Februar 2023, Dr. Carsten Güttler vom MPS. In seinem Vortrag „Kometenforschung im All: Von Rosetta bis Comet Interceptor“ spannt er einen Bogen von der ESA-Mission Rosetta, die von 2014 bis 2016 den Kometen 67P/Churyumov-Gerasimenko begleitete und zu der das MPS maßgeblich beigetragen hat, bis zur Mission Comet Interceptor. Die gleichnamige ESA-Raumsonde soll 2029 ins All starten, dort zunächst ausharren und dann, sobald sich die Gelegenheit ergibt, einen Kometen vom äußersten Rand des Sonnensystems abfangen. „Sind Kometen ein Schlüssel zum frühen Sonnensystem?“ fragt am 2. März 2023 Prof. Dr. Jürgen Blum von der TU Braunschweig. In seinem Vortrag fasst er zusammen, was Kometen über die Entstehung und die Entwicklung des Sonnensystems verraten.
Mit ungewöhnlichen kosmischen Brocken beschäftigen sich die Vorträge am 16. Februar 2023 und am 16. März 2023. Im Februar ist Prof. Dr. Jessica Agarwal von der TU Braunschweig zu Gast. Die Wissenschaftlerin stellt kleine Körper vor, die sich nicht den gängigen Kategorien „Komet“ oder „Asteroid“ zuordnen lassen. Die so genannten aktiven Asteroiden finden sich zwar im Asteroidengürtel zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter, schmücken sich jedoch mit ausgeprägten, kometenartigen Schweifen. Im März wendet sich die Vortragsreihe einem Besucher von außerhalb des Sonnensystems zu. Vor fünf Jahren flog Oumuamua, das erste bekannte interstellare Objekt, nah an der Sonne vorbei – und verblüffte nicht nur durch seine ausgesprochen längliche Form. Von diesen und anderen Überraschungen erzählt in ihrem Vortrag Prof. Dr. Susanne Pfalzner vom Forschungszentrum Jülich, die an der Auswertung der Beobachtungsdaten des weitgereisten Körpers beteiligt ist.
Den allerkleinsten Brocken im All wendet sich der letzte Vortrag in der Reihe zu. Unter dem Titel „Staubteilchen – Boten ferner Himmelskörper“ führt PD Dr. Harald Krüger vom MPS am Donnerstag, 27. April 2023, in die Erforschung kosmischen Staubs ein. Er berichtet, wie Raumsonden Staubteilchen in situ untersuchen, welche Weltraummissionen anstehen und was Staub über das Sonnensystem verrät.
Die Vorträge finden im Auditorium des MPS statt und beginnen jeweils um 19 Uhr. Sie sind als hybride Veranstaltungen geplant: Interessierte sind vor Ort herzlich willkommen, können die Vorträge jedoch auch von Zuhause per zoom-Webinar verfolgen. Genauere Informationen zur Teilnahme an den zoom-Webinaren veröffentlichen wir rechtzeitig im Internet unter www.mps.mpg.de/kosmisches-urgestein. Der Eintritt für die Vorträge ist kostenlos.