Neue Professorinnen in den Studiengängen Soziale Arbeit im Gesundheitswesen und Hebammenwissenschaft

Zwei neue Professorinnen am Gesundheitscampus Göttingen

Anne Kasper wurde zum Wintersemester 2022/23 zur Professorin für den Studiengang Hebammenwissenschaft am Gesundheitscampus Göttingen berufen.

Sinje Gehr wurde zum Wintersemester 2022/23 zur Professorin für Soziale Arbeit im Gesundheitswesen am Gesundheitscampus Göttingen berufen.

Prof. Dr. Sinje Gehr und Prof. Dr. Anne Kasper lehren seit dem Wintersemester als Professorinnen am Gesundheitscampus Göttingen (GCG). Gehr ist neu berufen für den Studiengang Soziale Arbeit im Gesundheitswesen, Kasper für den Studiengang Hebammenwissenschaft.

Beim GCG handelt es sich um eine gemeinsame Kooperation von Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen. Er ist an die Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit der HAWK angegliedert.

Sinje Gehr lehrt als Professorin im Studiengang Soziale Arbeit im Gesundheitswesen

Prof. Dr. Sinje Gehr verfügt über ein Diplom in Sozialarbeit und Sozialpädagogik sowie einen Master in Sozialmanagement. Promoviert hat sie 2021 an der Charité Universitätsmedizin Berlin in den Medizinwissenschaften zu Innovationstreibern im Gesundheitswesen. Sie kann auf eine zwanzigjährige Erfahrung im Bereich der strategischen Ausrichtung im Gesundheitswesen zurückblicken. Unter anderem hatte sie in Berlin an Deutschlands größtem Universitätsklinikum die Leitung des Strategieprozesses „Wir denken Gesundheit neu – Charité 2030“ inne.

Am Gesundheitscampus widmet sich die gebürtige Potsdamerin und Mutter von drei Kindern gemeinsam mit Prof. Dr. Christoph Russmann, dem Dekan Gesundheit der Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit, aktuell dem Forschungsprojekt Translational Research, dem Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und Innovationen in der Patientenversorgung. Beide beschäftigt hier die Frage, wie bei digitalen klinischen Studien die von Smart Devices (z.B. Smartphones, Tablets, Uhren) systematisch erhobenen objektiven Daten nutzbar gemacht und durch subjektive, von Patient*innen erfassten Werten (Patient Reported Outcomes) zugunsten einer messbaren Erhöhung der Lebensqualität flankiert werden können.

„Mein Ziel ist es“, so Gehr, „die gesundheitsbezogene und klinische Soziale Arbeit auf ein solides gesundheitswissenschaftliches Fundament zu stellen und so zum Theoriediskurs beizutragen.“ Der GCG mit seinen weit über die Grenzen Göttingens hinaus beachteten Studienbedingungen stelle dafür einzigartige Möglichkeiten bereit, die es so in Deutschland kaum ein weiteres Mal gebe. Hier lernen Studierende aus unterschiedlichen Studiengängen in Lehrveranstaltungen gemeinsam und somit auch interdisziplinär voneinander. Außerdem sei es ihr ein wichtiges Anliegen, Studierende aus nichtakademischen Elternhäusern für eine wissenschaftliche Laufbahn zu begeistern“, betont die 44-Jährige. Sie hat zukünftig noch viel vor: „Ich will das Momentum der Innovation am GCG nutzen und mit einer neuen Generation von Forschenden aufbrechen, um Erkenntnisse aus unseren Fachgebieten interdisziplinär in die Patientenversorgung zu übertragen.“

Anne Kaper lehrt als Professorin im Studiengang Hebammenwissenschaft

Auf vielfältige Erfahrung in ihrem Bereich kann auch Prof. Dr. Anne Kasper blicken. Sie schloss nach der Hebammenausbildung den Bachelorstudiengang Midwifery (Hebammenwesen) an der Hochschule Osnabrück an. Es folgte 2016 der Master in Bevölkerungsmedizin und Gesundheitswesen (Public Health) an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Hier engagierte sich Kasper zudem in Projekten zur mütterlichen Gesundheit sowie zur Versorgung von Frauen und ihren Familien. Zwischendurch arbeitete die Mutter von zwei Kindern ein Jahr als Hebamme in einer Krankenstation in Tansania und später im Kreißsaal des Perinatalzentrums Hannover.

Im Anschluss knüpfte sie die Promotion an der Universität Bielefeld im Projekt „FlüGe – Herausforderungen und Chancen globaler Flüchtlingsmigration für die Gesundheitsversorgung in Deutschland“ an. Im Jahr 2020 promovierte sie sich zum „Doctor of Public Health“ mit dem Thema „Geburtshilfliche Betreuung von Frauen mit Fluchterfahrung“. In der Prävention und Gesundheitsförderung für gesundheitlich benachteiligte Gruppen liegt auch der Schwerpunkt von Kaspers Forschungstätigkeit.

„Am GCG widme ich mich derzeit dem Aufbau des Studiengangs Hebammenwissenschaft. Das schließt die Anbahnung von Kooperationen ein, beispielsweise mit der UMG“, erläutert Kasper. Die Studierenden möchte sie für ihre Verantwortung, die mit der Tätigkeit als Hebamme verbunden ist, sensibilisieren. „Sie werden die Frauen und ihre Familien in einer besonderen Lebenssituation mit ihrer fachlichen Expertise begleiten – von der Schwangerschaft über die Geburt bis hin zum Wochenbett. Dabei ist empathisches und reflektiertes Handeln erforderlich, um in diesem Kontext individuell geeignete Lösungen zu finden“, erklärt die 35-Jährige.

„Im Bereich der Forschung liegt mein Fokus auf qualitativen Methoden, die sich intensiv mit der Situation der Frauen auseinandersetzen. Auch der Aspekt der partizipativen Forschung, die die Frauen und ihre jeweiligen Perspektiven einbezieht, ist Teil meiner Arbeit. Hierbei wird es vor allem um vulnerable Frauen und Familien und deren besondere Bedarfe und Bedürfnisse rund um Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gehen.“ Die Forschung im Bereich der Versorgung von Schwangeren und Müttern möchte Kasper ebenfalls vorantreiben. Hier sieht sie das größte Potential für die Verknüpfung wissenschaftlicher Erkenntnisse mit der beruflichen Praxis. So ist es der neuen Professorin ein besonderes Anliegen, dass ihre Forschung dazu beiträgt, dass die Versorgung der Mütter zukünftig vor allem durch evidenzbasiert erhobene Erfahrungswerte eine neue Qualitätsstufe erreicht.

„In Summe wünsche ich mir, dass werdende Mütter und Eltern während der Schwangerschaft, der Geburt und auch der Zeit danach eine individuelle, bedürfnisorientierte, respektvolle und achtsame Begleitung erfahren und ich zu diesem Ziel mit meinem Team und meiner Forschung einen entscheidenden Teil beitragen kann“, fasst Kasper zusammen.

Die Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit

Die Fakultät wurde 1992 gegründet – damals zunächst als Fakultät für Physik-, Mess- und Fein­werktechnik, 2020 erhielt sie ihren heutigen Namen. Zur Lehreinheit mit den Studiengängen Elektrotechnik/Informationstechnik, Präzisionsmaschinen­bau, Phy­sikalische Ingenieurwissenschaften und Laser- und Plasmatechnik gesellten sich zum Wintersemester 2016/17 die Studiengänge des Gesundheitscampus Göttingen (GCG), einer Kooperation der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK. Dort werden die Studiengänge Pflege, Therapie­wissenschaften (Physiotherapie und Lo­gopädie), Hebammenwissenschaft und Soziale Arbeit im Gesundheitswesen angeboten. Der Studiengang Medizintechnik komplettiert das Angebot. Die Studierenden können am Gesundheitscampus Göttingen und auf dem Campus der Ingenieurwissenschaften zwischen insgesamt acht Bachelor- und vier Masterstudien­gängen wählen, zum Teil auch im Dualen Studium. Die Fakultät hat aktuell rund 1.000 Studierende.