Südniedersachsen soll Innovationsführer bei Schnelltests werden. Dieses Ziel hat sich der Verbund Südniedersachsen Point of Care Cluster (SniPoCC) gesetzt. Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung fördert von September an die 13 beteiligten Firmen und wissenschaftlichen Einrichtungen. Sie sind in der Human-, Veterinär- und Gerichtsmedizin sowie in der Umwelt- und Gefahrstoffanalytik tätig.
„Wir gehören zu den 17 Verbünden, die sich mit ihren Bewerbungen um Mittel aus dem Förderprogramm Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation (Rubin) unter insgesamt 53 Teilnehmern durchsetzen konnten“, berichtet Initiator Dr. Hainer Wackerbarth vom Laser-Laboratorium Göttingen (LLG). Das LLG hat den Antrag gemeinsam mit den Göttinger Firmen Fassisi und nal von minden gestellt. Koordiniert wird der Verbund vom nal-von-minden-Mitarbeiter Dr. Dimitrios Theodoridis. Die drei Antragsteller haben nun während der siebenmonatigen Konzeptphase Zeit, um die Zusammenarbeit in verschiedenen Projekten zu konkretisieren. 200.000 Euro stellt ihnen Berlin dafür zur Verfügung. Die zehn besten Bewerber erhalten dann von Berlin bis zu zehn Millionen Euro, um die Vorhaben in den folgenden drei Jahren umzusetzen.
„In Göttingen gibt es eine Reihe von Firmen, die Schnelltests entwickeln“, berichtet Theodoridis. Sein Unternehmen ist im Bereich der Humanmedizin tätig und bietet unter anderem einen Covid-19-Schnelltest an. „Fassisi ist ein Spezialist für Schnelltests, mit denen sich Tierkrankheiten feststellen lassen“, sagt Geschäftsführer Stephan Sander. Schnelltests, die an Tatorten zum Einsatz kommen, vertreibt die Firma Seratec. Das Unternehmen Miprolab hat Schnelltests zum Nachweis biologischer Kampfstoffe auf den Markt gebracht.
„Wir wollen unser technologisches Know-how bündeln und durch Zusammenarbeit mit Zulieferern und wissenschaftlichen Einrichtungen verbessern“, erläutert Leiter Theodoridis den Ansatz. Alleine könnten sie die damit verbundenen technischen und finanziellen Risiken nicht stemmen. „Durch die Zusammenarbeit verbessern wir jeweils auf unserem Feld die Wettbewerbsfähigkeit“, hofft Sander. Das sichere bestehende Arbeitsplätze, helfe, neue zu schaffen, und erleichtere durch die Aufwertung der Region das Anwerben von Fachkräften.
Die Partner haben verschiedene Felder benannt, auf denen sie besser werden wollen. Im Bereich der Methodik ist mit Hilfe des LLG die verstärkte Nutzung photonischen Verfahren und der Nanotechnologie geplant. Der Göttinger Zulieferer Abberior soll sein Fachwissen über Fluoresenzfarbstoffe einbringen, die Göttinger Firma IBA ihr Wissen über Nachweis-Proteine. Das LLG und die Kaufunger IT-Firma Castalytics sollen die Digitalisierung vorantreiben. Dabei wird unter anderem die Datenerfassung automatisiert. Bei der Auswertung gilt es, verstärkt Künstliche Intelligenz zu nutzen.
Um Automatisierung geht es in der Produktion. „Wir wollen mehr in Deutschland fertigen als bisher, um unsere Abhängigkeit von Asien zu verringern“, erläutert Theodoridis. Mit dem Göttinger Zulieferer Sartorius, einem der größten Industrieunternehmen der Stadt, wollen die Partner nach besseren Membranen suchen. Der Verbund setzt auf mehr Nachhaltigkeit bei den Materialien. So sollen die Indikatoren künftig zugleich als Tinte dienen. Anstelle von Kunststoffgehäusen will der Verband mit Unterstützung der Relliehäuser Firma Hahnemühle verstärkt Papier einsetzen. Das LLG und die Braunschweiger Firma FiSens helfen, die Ausleseverfahren durch Reader zu verbessern. Die Universitätsmedizin und die Veterinärmediziner der Universität Göttingen testen die neuen Produkte am Ende in der Praxis. Um das Management des Bündnisses kümmert sich der Göttinger Netzwerkspezialist innos.