Sigmar Gabriel war am 25. November 2020 im Rahmen der Veranstaltungsreihe "PFH meets Politics“ zu Gast an der PFH Private Hochschule Göttingen. In seinem Vortrag "Quo vadis Amerika? Die USA nach der Wahl" ging der ehemalige Bundesaußenminister und Vorsitzende der Atlantik-Brücke der Frage nach, was die Wahl Joe Bidens für die transatlantischen Beziehungen bedeutet. Bereits fünf Tage vor der US-Wahl veranstaltete die PFH eine Podiumsdiskussion, die Corona-bedingt ebenfalls virtuell durchgeführt wurde. "Die gut 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten eine Perspektiven aufzeigende Diskussion zum Thema der deutsch-amerikanischen Freundschaft, das war sicherlich ein Highlight in unserer seit mehr als 17 Jahren bestehenden Vorlesungsreihe "PFH meets Politics", sagt Prof. Dr. Frank Albe, Präsident der PFH.
"Irgendwann müssen wir aufhören, über Donald Trump zu reden"
Auf die Frage, ob mit der Wahl Joe Bidens zum neuen Präsidenten der USA jetzt alles besser werde, sagte Gabriel, dass es "kein Zurück in die guten alten Zeiten mehr geben werde." Eine globale Machtverschiebung habe schon vor Donald Trump stattgefunden, bereits unter Barack Obama haben sich die USA Richtung Pazifik orientiert. "Schon heute werden 60 Prozent des Weltsozialprodukts in Asien generiert", so der ehemalige Wirtschafts- und Außenminister. Geht es nach ihm, so solle Donald Trump nicht mehr im Mittelpunkt der Diskussionen stehen: "Irgendwann müssen wir aufhören, über Donald Trump zu reden. Wir haben alle die vergangenen vier Jahre Charakterstudien gemacht und sind Hobby-Freuds geworden." Vielmehr findet Gabriel die Frage interessant, "was wird aus der Wählerkoalition, die Donald Trump zum zweiten Mal und sogar mit mehr Zustimmung bilden konnte? Mehr als 70 Millionen Amerikaner haben ihn gewählt, und die gibt es ja auch noch nach seiner Amtszeit." Unter Biden werden die Handelskonflikte mit China und die Frage der Verteidigungsausgaben bleiben. Dennoch zeigte sich Gabriel überzeugt, dass es mit Jo Biden möglich sein wird, Kompromisse zu schmieden. "Er wird mit den Europäern zusammenarbeiten und sie nicht bewusst zerstören wollen, so wie Trump es gemacht hat."
Fragerunde der Studierenden
Die 90-minütige Diskussion wurde vom PFH-Professor Dr. Kai Andrejewski moderiert, der selbst langjähriges Mitglied des gemeinnützigen „Think Tank“ Atlantik-Brücke und als KPMG-Regionalvorstand intimer USA Kenner ist. Fragen der Studierenden reichten von den Nord Stream-Sanktionen über den Green Deal bis hin zu Handelsabkommen wie TTIP und die Verteidigungsbereitschaft und -fähigkeit Europas. "Sigmar Gabriel beantwortete alle Fragen kenntnisreich, differenziert und in seiner bekannten pointierten, meinungsstarken Art. Auch Persönliches aus seiner eigenen Göttinger Studienzeit in den achtziger Jahren wurden mit einem Augenzwinkern eingebracht", so Prof. Andrejewski über die Veranstaltung.
Im Rahmen des Formats "PFH meets ..." lädt Die PFH regelmäßig Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Politik zu Vorträgen für die Studierenden ein. "Wir wollen damit unseren Studierenden Einblicke in Themen jenseits des rein Fachlichen ermöglichen und einen externen Input aus globaler Sicht geben, damit sie unterschiedliche Sichtweisen besser nachvollziehen und einordnen können", sagt Albe. "Es gehört zu dem Selbstverständnis unseres Bildungsauftrags, Diskussionen von gesellschaftlicher Relevanz an der PFH zu führen.“