Helfen und Vorbild sein

HAWK-Projekt bringt internationale Studierende mit Schülerinnen und Schülern zusammen

 

(v.l.) Omar Alrefaai, Zaher Bobo, Farouk Khaled, Maria Cristina Fronterotta, Dilara Zorlu, Beate Breitenstein

Durch ehrenamtliches Engagement kann man anderen Menschen helfen, neue Bekanntschaften schließen und selbst dazulernen. Das wissen auch viele internationale Studierende und wollen sich in ihrer Freizeit engagieren. Mit „Kompass Ehrenamt“ gibt es an der HAWK nun ein Projekt, das Studierende aus dem Ausland mit Organisationen und Vereinen zusammenbringt, die Nachhilfe für Schülerinnen und Schüler vermitteln. Über 20 Studierende, die meisten mit Fluchthintergrund, sind bereits aktiv und helfen Kindern und Jugendlichen bei ihren Schulaufgaben.

„Kompass Ehrenamt“ ist Teil des Programms „Integra“ vom Deutschen Akademische Austauschdienst (DAAD), das Projekte für geflüchtete und internationale Studierende und Studieninteressierte unterstützt. An der HAWK werden durch das Programm auch studienvorbereitende Deutschkurse und das Angebot „HeadStart“ gefördert, das internationale Studierende beim Übergang vom Studium in den Beruf unterstützt. „Als wir über ein zusätzliches Vorhaben im Bereich Ehrenamt nachgedacht haben, sind wir sehr schnell auf den Bereich Nachhilfe gestoßen“, berichtet Maria Cristina Fronterotta. Sie leitet das HAWK-Sprachenzentrum und ist für die Integra-Projekte verantwortlich. „Wir haben in der Corona-Krise von vielen Schülerinnen und Schüler gehört, die zu Hause im Homeschooling nicht die Unterstützung bekommen konnten, die sie eigentlich benötigten.“

Besonders für Kinder und Jugendliche, für die Deutsch die Zweitsprache ist, ist der Unterricht zu Hause vor dem Bildschirm eine Herausforderung. Dieses Problem konnte auch HAWK-Student Farouk Khaled beobachten: „Ich habe selbst zwei Brüder, die in die siebte und neunte Klasse gehen.“ Er habe bemerkt, dass seine kleinen Brüder und auch andere Schülerinnen und Schüler mit Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. „Da habe ich gesagt: Ich muss etwas machen!“ Khaled kommt ursprünglich aus Syrien und studiert Bauingenieurwesen am HAWK-Standort Hildesheim. Bereits im Frühjahr schloss er sich einer Studierendengruppe an, die auf eigene Faust in der Corona-Krise ihre Hilfe anbot. Khaled engagiert sich seitdem in seiner Nachbarschaft und konnte bereits erste Erfahrungen in der Schülernachhilfe sammeln.

Sein Kommilitone Zaher Bobo, der die Studierendengruppe ins Leben gerufen hatte, arbeitet inzwischen als studentische Hilfskraft für „Kompass Ehrenamt“. Khaled, Bobo und viele andere der ursprünglichen Gruppenmitglieder engagieren sich inzwischen über das HAWK-Projekt. „Dadurch, dass „Kompass Ehrenamt“ und die studentische Initiative parallel entstanden sind, haben wir mit unserem Vorhaben offene Türen eingerannt“, freut sich Beate Breitenstein, Projektmitarbeiterin in Hildesheim. „Viele der Studierenden, die aus ihrer Heimat geflüchtet sind und selbst einmal Hilfe bekommen haben, haben das Bedürfnis, etwas zurückzugeben“, berichtet sie. Aber auch andere internationale Studierende hätten sich freiwillig gemeldet. So hilft eine belgische Studentin nicht nur Kindern, sondern auch Eltern beim Deutschlernen.

Inzwischen haben sich insgesamt etwa 30 Studierende in Hildesheim und Göttingen gemeldet, die Kindern und Jugendlichen Nachhilfe geben möchten. Beate Breitenstein und Dilara Zorlu, die das Projekt in Göttingen koordiniert, arbeiten mit vielen lokalen Akteuren zusammen, um Studierende und Schülerinnen und Schüler zusammenzubringen. Dabei konnte Zorlu beobachten, dass viele Studierende sich gerne engagieren möchten, oft aber nicht wissen, an wen sie sich wenden können. „Dabei haben wir in Göttingen keine zwei Minuten Fußweg vom HAWK-Standort entfernt eine Einrichtung, die dringend Unterstützung benötigt.“ Diese Lücke wollen die Mitarbeiterinnen von „Kompass Ehrenamt“ nun schließen und Freiwillige und Institutionen vernetzen. Beispielsweise vermitteln sie Studierende an den Verein Asyl e.V. in Hildesheim und an das Migrationszentrum in Göttingen.

Dass die Studierenden selbst Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache gelernt haben, sei dabei ein großer Vorteil für die Arbeit, so Breitenstein. Nicht nur können sich die Studierenden besser in die Probleme der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund einfühlen – sie nehmen auch Vorbildrollen ein, sind Mentorinnen und Mentoren. Schließlich haben sie trotz sprachlicher Herausforderungen geschafft, was auch viele ihrer Schülerinnen und Schüler erreichen möchten: in Deutschland studieren und vielleicht selbst einmal Vorbild sein.

Studierende, die Interesse haben, sich im Bereich Nachhilfe und Hausaufgabenhilfe zu engagieren, können sich weiterhin bei Dilara Zorlu und Beate Breitenstein melden.