Zwei neue Studiengänge im Gesundheitscampus Göttingen

Hebammenwissenschaft (BSc) und Medizintechnik (MEng) ab Herbst

Mit Beginn des Wintersemesters 2020/21 am 01. Oktober 2020 bietet der Gesundheitscampus Göttingen (GCG) den sieben Semester umfassenden Bachelor-Studiengang Hebammenwissenschaft (BSc) und den viersemestrigen Master-Studiengang Medizintechnik (MEng) an. Der Gesundheitscampus Göttingen ist ein Gemeinschaftsprojekt der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen.

Der GCG gehört zu den vier Standorten in Niedersachsen, welche die im Jahr 2019 vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK) auf den Weg gebrachte Akademisierung des Hebammenberufs für das Wintersemester 2020/21 umsetzen. Er gehört zu den beiden Einrichtungen, die zum Wintersemester 2020/21 starten.

„Diese beiden neuen Studiengänge stärken den Gesundheitscampus, die HAWK, die Universitätsmedizin Göttingen und den Hochschulstandort Göttingen gleichermaßen. Sie werden sicher die technische Innovation in der Medizin und auch die akademische Qualität des Hebammenwesens auf lange Zeit vorantreiben“, erklärt HAWK-Präsident Dr. Marc Hudy. Auch Prof. Dr. Thomas Nern, Vizepräsident Studium und Lehre, zeigt sich erfreut über die neuen Studiengänge: „Basis für die Etablierung der beiden neuen Studiengänge ist die hervorragende Kooperation mit der UMG, die das grundlegende medizinische Know-how liefert und den gelebten klinisch interprofessionellen Alltag bietet. Wir freuen uns auch, dass es insbesondere beim Studiengang Hebammenwissenschaft gelungen ist, dieses neue Angebot in so kurzer Zeit zu entwickeln und aufzubauen.“  

Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstandes der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, sagt: „Mit den beiden Studiengängen erfährt die Motivation für die Einrichtung des Gesundheitscampus Göttingen ihre weitere Bestätigung. Die UMG bringt ihre fachlich-wissenschaftliche, praktische Expertise gerade beim neuen Studiengang Hebammenwissenschaft ein und schafft damit im Schulterschluss mit der HAWK die praxisorientierten Grundlagen für die neue Hochschulausbildung. Damit können wir ausreichend Hebammen qualifizieren, um die Versorgung gerade auch für die Region Südniedersachsen zu gewährleisten. Beim Masterstudiengang Medizintechnik trägt die UMG ebenfalls mit ihrem fachlichen- wissenschaftlichen Know-how dazu bei, die praktische und wissenschaftliche Ausbildung mit ihren Netzwerken zu komplettieren – ganz im Sinne der Campus-Idee.“  

Hebammenwissenschaft (BSc)

Bisher bildeten ausschließlich Berufsfachschulen die Hebammen und Entbindungspfleger aus. Im August 2019 beschloss der Bund die Ausbildung zu akademisieren. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur unter Leitung von Minister Björn Thümler hat diesen Beschluss zur Akademisierung des Berufs ab dem Jahr 2020 auf den Weg gebracht. Damit setzt Niedersachsen diese Reform der Hebammenausbildung um. In Niedersachsen ist der Gesundheitscampus Göttingen eine von zwei Einrichtungen, die diesen Studiengang zu diesem Wintersemester starten.

Der Bachelorstudiengang Hebammenwissenschaft (BSc) vermittelt den Hebammenberuf auf Grundlage wissenschaftlich medizinischer Erkenntnisse für evidenzbasiertes Arbeiten in medizinischen Einrichtungen, Praxen, Kliniken und Geburtshäusern sowie im Beratungsumfeld oder interdisziplinären Teams. Er umfasst sieben Semester im Wechsel von Theorie und Praxisphasen und vermittelt damit die theoretischen und praktischen Fähigkeiten, um die komplexen physiologischen und psychologischen Prozesse einer Schwangerschaft und der Geburt fachlich zu begleiten. Der Studiengang bildet die Studierenden zu Hebammen aus. Sie tragen als erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen den Titel Bachelor of Science (BSc).

Ergänzend zu den bereits realisierten praxis- und anwendungsbezogenen Studiengängen leisten HAWK und UMG mit der gemeinsamen Realisierung des Bachelorstudiengangs Hebammenwissenschaft einen weiteren wichtigen Beitrag zur Deckung des Fachkräftebedarfs in der Gesundheitsversorgung. Die Koordination der Hebammenwissenschaft übernimmt Inga Schlüter (M.A. MGS, Hebamme) von der HAWK-Fakultät Ingenieurwissenschaft und Gesundheit. Wer Hebammenwissenschaft studieren möchte, muss eine Hochschul- oder Fachhochschulreife, ein vierwöchiges Vorpraktikum im geburtshilflichen Bereich und einen Vertrag mit der verantwortlichen kooperierenden Praxiseinrichtung vorweisen. Einsatzorte der praktischen Ausbildung sind Braunschweig, Hildesheim, Wolfsburg und die Universitätsmedizin Göttingen, der Kontakt sowie die Koordination werden über die Hebammenschule der Bildungsakademie der UMG hergestellt. Hier erhalten die Studierenden eine Ausbildungsvergütung. Das Studium beginnt jährlich zum Wintersemester. Der Studiengang startet mit 30 Studienplätzen.

Hebammenwissenschaft wird der fünfte Bachelorstudiengang am Gesundheitscampus Göttingen sein. Den Gesundheitscampus Göttingen zeichnet die inhaltliche und strukturelle Verzahnung verschiedener Studiengänge mit Bezug zu den Gesundheitsversorgungsberufen untereinander sowie mit der Kooperation mit der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) aus. Ein speziell auf die Ziele der Studiengänge zugeschnittenes pädagogisches Gesamtkonzept in Form eines sogenannten Mantelcurriculums bietet die Möglichkeit, als Vorbereitung für die spätere Zusammenarbeit in multiprofessionellen Teams.

Die Arbeitsfelder von Absolventinnen und Absolventen der Hebammenwissenschaft reichen von der qualifizierten, wissenschaftlich fundierten Beratung und Schwangerenvorsorge über die Begleitung einer Schwangerschaft und der Geburt bis zur Wochenbettbetreuung. Ihren Beruf üben sie dabei entweder fest angestellt in medizinischen Einrichtungen, freiberuflich mit oder ohne eigene Praxis, in beratenden Teams, etwa in Ämtern oder Beratungsstellen, oder an Hochschulen und Universitäten als Lehrende aus.  

Medizintechnik (MEng)

Als inhaltliche Fortführung zu dem seit Wintersemester 2017/2018 laufenden Bachelorstudiengang Mediziningenieurwesen bietet die Fakultät Ingenieurwissenschaften und Gesundheit unter Leitung von Dr. disc. pol. Björn Adomßent und Prof. Dr. rer. nat. Christoph Russmann zusammen mit der Universitätsmedizin Göttingen ab dem Wintersemester 2020/2021 jetzt auch den Masterstudiengang Medizintechnik (MEng) an. Ein interdisziplinäres Team aus Kolleginnen und Kollegen der HAWK und der UMG hat zusammen mit hiesigen Medizintechnik-Firmen diesen neuen, innovativen Studiengang gestaltet.

Er schließt als konsekutiver Masterstudiengang an die Inhalte des Bachelorabschlusses an und baut dabei ebenfalls eine Brücke zwischen technischem Ingenieurswissen und klinischen Anwendungsfeldern. Inhaltlich widmet sich der Studiengang insbesondere der digitalen Diagnostik und der Interaktion von Mensch und Maschine. Digitale Diagnostik bedeutet die Verwendung von diagnostischen Methoden, beispielsweise bildgebenden Verfahren, Labordiagnostik, in Kombination mit modernsten Methoden der Informatik (Big Data, künstliche Intelligenz) zur Erkennung von Krankheiten und Steuerung von Therapien. Die Mensch-Maschine-Interaktion beschreibt hingegen etwa die Verbindung von Mensch und Technik, sodass Menschen zum Beispiel robotische Prothesen für amputierte Extremitäten über verbliebene intakte Nerven ansteuern können. Zudem geht es um das sich rasant entwickelnde Feld der Operations-„Robotik“.

Spezifisches Alleinstellungsmerkmal des Studiengangs ist die Integration in den Forschungs-, Hochschul- und Industriestandort Göttingen unter Beteiligung der Universitätsmedizin Göttingen und die Kombination von medizintechnischer Innovation und Entrepreneurship, also der unternehmerischen Seite der Medizintechnik. Der Studiengang zeigt dies bereits in seinem Leitthema „Von der Forscherin oder dem Forscher zur Unternehmerin oder zum Unternehmer“. Das erworbene Wissen soll die Absolvierenden sowohl für eine eigene unternehmerische Tätigkeit als auch für Positionen als Fach- und Führungskraft in Konzernen qualifizieren.
 
Absolventinnen und Absolventen des Studienganges Medizintechnik lernen in ihrem Studium, wie sie Technologien im medizinischen Umfeld von Anfang an entwickeln und wie sie diese Entwicklungen bis zum fertigen Produkt begleiten können. Sie arbeiten später in der der Medizintechnik-Industrie, medizinischen Forschung, oder auch in Zulassungsbehörden und Kliniken.

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