Der Start ins All ist geglückt; die ESA-Raumsonde JUICE ist nun auf dem Weg ins Jupiter-System. Dort wird sie vor allem die Eismonde des Gasriesen untersuchen.
Mit eintägiger Verspätung ist die Ariane 5-Rakete mit der ESA-Raumsonde JUICE (Jupiter Icy Moons Explorer) an Bord heute um 14.14 Uhr (MESZ) vom Raumfahrtzentrum Guayana in Südamerika abgehoben. Wegen drohender Gewitter musste der Coutdown gestern abgebrochen werden. Heute verlief der Auftakt zur insgesamt achtjährigen Reise zum Jupiter nach Plan: 79 Minuten nach dem Lift-off hatte sich die Raumsonde bereits von der Rakete getrennt und meldete ans Kontrollzentrum, dass die Solarpaneele erfolgreich entfaltet wurden. Das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) in Göttingen schickt zwei wissenschaftliche Instrumente mit auf die abenteuerliche Expedition ins Jupitersystem.
„Heute ist für uns ein ganz besonderer Tag“, so MPS-Direktor Prof. Dr. Thorsten Kleine, der die Abteilung für Planetenwissenschaften am Institut leitet. „Wir freuen uns sehr, dass nach jahrelangen Vorbereitungen JUICE nun auf dem Weg ist“, fügte er hinzu.
Das MPS ist seit der ersten Stunde Partner der JUICE-Mission. So haben etwa MPS-Wissenschaftler bereits vor 18 Jahren in der Planungsphase der Mission zur genauen Ausgestaltung der wissenschaftlichen Ziele beigetragen. „In den vergangenen Jahren haben zudem mehr als 50 wissenschaftlich-technische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Leidenschaft, Einsatz, Können und Fachwissen am MPS Hardware für unsere JUICE-Instrumente entwickelt, gebaut und getestet“, so Kleine.
Eines dieser Instrumente ist das Submillimetre Wave Instrument (SWI). Es ist unter Leitung des MPS entstanden und wird während der Mission vom MPS betrieben. Vor Ort im Jupiter-System untersucht SWI die Wärmestrahlung, die der Gasriese und seine Eismonde ins All abstrahlen. Diese enthält unter anderem Informationen über die Zusammensetzung der Atmosphären und Oberflächen, über Windgeschwindigkeiten und thermophysikalische Eigenschaften. Zum Instrumentenpaket Particle Environment Package (PEP) hat das MPS einen von insgesamt sechs Sensoren beigetragen. Anders als SWI ist PEP ein in situ-Instrument: Es misst die energetischen Teilchen, welche die Raumsonde im Jupitersystem umströmen. Dies erlaubt unter anderem Rückschlüsse auf die Magnetosphäre des Gasriesen sowie auf die Zusammensetzung der dünnen Exosphären der Eismonde.
Besonders interessiert die Forscherinnen und Forscher die Frage nach der Lebensfreundlichkeit der großen Jupiter-Monde Europa, Ganymed und Kallisto. Von früheren Weltraummissionen ist bekannt, dass sich unter ihren dicken Eiskrusten flüssige Ozeane erstrecken. Aber bieten sie neben flüssigem Wasser auch weitere Bedingungen, die für das Entstehen von Leben notwendig sind?
Neben einigen essentiellen Elementen wie etwa Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel müsste es in ihrem Innern eine Energiequelle geben, welche die notwendigen Prozesse in Gang setzen kann. „Ganymed steht für JUICE besonders im Fokus“ erklärt MPS-Wissenschaftler Dr. Norbert Krupp vom PEP-Team. Ganymeds innerer Ozean ist bis zu 800 Kilometer tief und hat eine schalenartige Struktur aus flüssigem Wasser und Eis. An den Grenzschichten könnten Salze gelöst werden, die notwendig sind, um im Ozean energiespendende chemische Reaktionen anzutreiben. „Wichtig ist es zudem, mehr über die Strahlung in der näheren Umgebung dieser Monde zu wissen. So können wir deren Entstehung und Aktivität besser verstehen“, so Krupp. Da aus der Eiskruste immer wieder Eisteilchen ins All geschleudert werden, haben die JUICE-Instrumente direkten Zugang zur Oberfläche und eventuell den Ozeanen.
Bis zur Ankunft von JUICE im Jupitersystem ist allerdings zunächst Geduld gefragt; die Anreise dauert etwa acht Jahre. Um den notwendigen Schwung aufzunehmen, sind in dieser Zeit drei Vorbeiflüge an der Erde und einer an der Venus geplant. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am MPS dürfte die Zeit dennoch nicht lang werden. Während der so genannten Flyby-Manöver werden die wissenschaftlichen Instrumente eingeschaltet sein. Und schon in den nächsten Wochen und Monaten steht die Inbetriebnahme der Instrumente auf dem Missionskalender. Dann müssen SWI und PEP beweisen, dass sie auch unter Weltraumbedingungen funktionieren. Das Abenteuer hat begonnen.