19. Heiligenstädter Kolloquium des Landesforschungsinstitutes iba e.V.

"Technische Systeme für die Lebenswissenschaften"

Die Wissenschaft im Eichsfeld hat ein Gesicht. Das in Heiligenstadt ansässige Landesforschungsinstitut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik (iba) e.V. ist seit der Gründung 1992 auf dem für die Biomedizin wie auch die Biotechnologie so wichtigem Gebiet der Grenzflächenforschung tätig. Für nahezu alle Bereiche, in denen biologische Gewebe mit technischen Oberflächen in Berührung kommen bzw. mit diesen wechselwirken, seien dies Implantate, Sensoren, Produktionsgefäße oder auch hygienische und kosmetische Hilfsmittel, gilt, dass teils intensivste Wechselwirkungen stattfinden. Diese zu analysieren, zu steuern und im besten Falle ausnutzen zu können, um von der Natur zu lernen, ist Gegenstand der Forschung im iba.

Die Arbeitsfelder, auf denen die rund 70 Beschäftigten (darunter ca. 40 Wissenschaftler) forschen, haben inzwischen Tradition des auf dem Rosenhof bei Heiligenstadt beheimateten Instituts. Die neuesten Forschungsergebnisse im iba weisen dabei auf einen in Europa hochaktuellen Trend, der sich unter dem Schlagwort „Disease Modelling“ zusammenfassen lässt. Der aus dem Englischen stammende Begriff kennzeichnet Entwicklungen, die das Ziel verfolgen, Krankheitsprozesse im Labormaßstab zu simulieren, um daraus die für Patienten besten Diagnosemöglichkeiten und Therapielösungen ableiten zu können. So werden im iba z.B. künstliche 3D-Umgebungen mit Hilfe von 3D-Druckverfahren erzeugt, um Zellen aus Patientengewebe möglichst naturnahe Bedingungen für das Wachstum zu bieten. Damit wird die Hoffnung verknüpft, in Zukunft durch Stammzellen beispielsweise geschädigte Herzmuskelzellen ersetzen zu können, um Herz-Kreislauf-Erkrankungen heilen zu können.

Die enge Zusammenarbeit und der intensive Erfahrungsaustausch des iba mit Forschergruppen aus ganz Europa hat sich dabei bewährt. Zu den Traditionen des Institutes zählen daher mittlerweile auch die Heiligenstädter Kolloquien, die als wissenschaftliche Tagungen alle zwei Jahre nunmehr zum 19. Mal zum Treffpunkt von Wissenschaftlern geworden sind, um aktuelle Forschungsergebnisse, Trends und Visionen auszutauschen, zu diskutieren und gemeinsam voranzubringen.

Vom 24. bis 26.09.2018 werden über 200 Ingenieure, Mediziner, Biologen, Physiker, Chemiker und Informatiker auf dem 19. Heiligenstädter Kolloquium „Technische Systeme für die Lebenswissenschaften“ Ergebnisse aktueller Forschungen austauschen und diskutieren. Im Fokus stehen dabei u.a. sogenannte Lab-on-Chip-Systeme, mit denen sich teils hochkomplexe medizinische Diagnosen und Kultivierungsprozesse im miniaturisierten Format direkt im Labor außerhalb eines Organismus realisieren lassen. Derartige Systeme sind geeignet, um mit körpereigenen Zellen den Patienten optimal versorgen und therapieren zu können. Dies kann deutlich Nebenwirkungen durch Medikamente reduzieren und die Therapieerfolge steigern.

Eingeleitet wird die Tagung durch Vorträge namhafter Wissenschaftler. Frau Prof. Dr. Petra Schwille ist Direktorin im Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried und wird zur Frage, wie einfach eine künstliche Zelle sein kann referieren. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, auch den Kontakt zu allen Interessierten aus der Region zu pflegen und ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich über spannende Themen der aktuellen Forschung zu informieren“, betont der Leiter des Instituts, Prof. Dieter Beckmann. Daher lädt das Institut am Montag, dem 24.09.2018 um 14:15 Uhr zum öffentlichen Plenarvortrag von Herrn Dr. Thomas Reiß, dem Leiter des Kompetenzzentrums Neue Technologien des Fraunhofer-Institutes für System- und Innovationsforschung (ISI) Karlsruhe in das Marcel-Callo-Haus (Saal A) ein. Sein Thema wird die Frage nach der Positionierung von Europa auf die Trends der globalen Herausforderungen und Schlüsseltechnologien sein.

Interessenten aus der Region sind aber auch zu allen anderen Vorträgen der Tagung eingeladen. Dazu ist lediglich eine formlose Anmeldung im Tagungsbüro im Marcel-Callo-Haus erforderlich.

Die Stiftung der Kreissparkasse Eichsfeld wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik 2018 erstmals die Auszeichnungen Best Paper Award für die beste Veröffentlichung sowie Best Thesis Award für die beste Doktorarbeit eines Nachwuchswissenschaftlers vergeben. Die Vergabe der Preise während des Kolloquiums ist an die Erwartung geknüpft, junge hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gezielt fördern zu können, die interdisziplinär auf dem Gebiet der MINT-Fächer* arbeiten und sich mit technischen Systemen für die Lebenswissenschaften befassen.

Am Abend des 24.09.2018 findet im Rahmen der Tagung um 19:30 Uhr traditionell ein öffentliches Konzert statt, in diesem Jahr mit dem Leipziger Blechbläserquintett „emBRASSment“ in der St.-Aegidien-Kirche am Marktplatz in Heiligenstadt. Auch hierzu sind Musikliebhaber aus der Region herzlich eingeladen. Das Programm verspricht erlebnisreiche Eindrücke. Die Teilnahme am öffentlichen Vortrag sowie der Eintritt zum Konzert sind selbstverständlich frei.

Mehr zum Programm und zur Anmeldung