Win-Win-Situation in der Onkologie schaffen

Universitätsmedizin Göttingen und Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik Heiligenstadt wollen Zusammenarbeit in der Onkologie ausbauen: „Letter of Intent“ unterzeichnet.

Unterzeichnen den Letter of Intent für Zusammenarbeit in der Onkologie: Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands UMG, Dekan der Medizinischen Fakultät (links), Prof. Dieter Beckmann, Sprecher des Vorstands und wissenschaftlicher Direktor iba, in Gegenwart der UMG-Onkologen Prof. Dr. Volker Ellenrieder, Direktor des UniversitätsKrebszentrums UMG (hinten links), Prof. Dr. Philipp Ströbel, Direktor Institut für Pathologie (hinten rechts). Foto: umg/spförtner

Die Universitätsmedizin Göttingen (UMG) und das Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik in Heiligenstadt (iba) wollen ihre wissenschaftliche Zusammenarbeit ausbauen und in Kürze auf der Grundlage eines Kooperationsvertrags gestalten. Dafür haben Prof. Dr. Wolfgang Brück, Sprecher des Vorstands der UMG und Dekan der Medizinischen Fakultät, und Prof. Dieter Beckmann, Sprecher des Vorstands und wissenschaftlicher Direktor iba, einen Letter of Intent (LOI) unterzeichnet. In dem LOI sind die konkreten Schritte auf dem Weg zur Kooperation benannt. Ziel ist es, bei der medizinischen Grundlagenforschung, insbesondere auf dem Gebiet der personalisierten Medizin und bei speziellen Methoden des Disease Modelings intensiver zu kooperieren und damit langfristig auch die medizinische Versorgung zu verbessern.

Seit einigen Jahren arbeiten UMG und iba bereits im Rahmen gemeinsamer Forschungsprojekte erfolgreich zusammen, so auf den Gebieten der Krebsforschung und der Zahnmedizin. Diese Zusammenarbeit soll künftig noch stärker gebündelt, durch Workshops vorbereitet und durch eine gemeinsame Lenkungsgruppe koordiniert werden. Die UMG bringt dazu ihre universitäre Expertise auf dem Gebiet der Grundlagenforschung und der klinischen Forschung ein, das iba sein ausgewiesenes, interdisziplinär-applikatives Know-how auf dem Gebiet technischer Systeme für die Lebenswissenschaften. „Allein schon die regionale Nähe und die bereits bestehenden Kooperationen mit Göttinger Instituten, Unternehmen und Netzwerken haben uns bei der Überlegung bestärkt, dass wir uns mit diesem Anliegen an die UMG wenden wollen“, sagt iba-Direktor Prof. Dieter Beckmann.

Beide Partner sind sich sicher, dass sich aus einer engeren Zusammenarbeit beider Einrichtungen neue wissenschaftliche Perspektiven ergeben. Wichtige Aspekte sind die Bereitstellung technischer Systeme für die UMG, die Verfügbarkeit von Probenmaterial für das iba sowie die gemeinsame Einwerbung von Forschungsgeldern, die Entwicklung und Vermarktung von Diagnose- und Therapiesystemen, somit die Verbesserung der medizinischen Versorgung insgesamt. Darüber hinaus zielt eine verstärkte Zusammenarbeit auch auf die Ausbildung des akademischen Nachwuchses. UMG und iba sehen dazu eine gemeinsame Professur vor.

„Diese Kooperation wird durch die Kombination von technischen Entwicklungen am iba und medizinisch-translationaler Forschung an der UMG neue Möglichkeiten in der Generierung von Wissen und dem besseren Verständnis von Krankheitsprozessen ermöglichen“, sagt UMG-Vorstandssprecher Prof. Wolfgang Brück. „Ich freue mich außerordentlich, dass sich durch das Interesse der UMG für das iba die Möglichkeit der engeren Kooperation ergibt und bin dem Kollegen Brück und Herrn Hoppe außerordentlich dankbar für die Anbahnung“, so Beckmann. Er sieht in dem LOI zudem eine Weichenstellung für die künftige Entwicklung seines Instituts.

HINTERGRUND
Prof. Dieter Beckmann hatte im Jahr 2018 für das iba ein Forschungs- und Entwicklungskonzept „iba 2025“ erarbeitet. Ein Schwerpunkt dieses Konzepts liegt auf der Intensivierung der Zusammenarbeit mit der medizinischen Grundlagenforschung, insbesondere auf dem Gebiet der personalisierten Medizin und bei speziellen Methoden des Disease Modelings. Darunter versteht man die Untersuchung von Krankheitsverläufen, ihrer Diagnose und möglicher Therapien im Labor. Der damalige Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG), Markus Hoppe, von 2004 bis 2014 Vizepräsident der Georg-August-Universität Göttingen, hatte für die Umsetzung der Strategie „iba 2025“ seine Unterstützung zugesagt.

Ende 2019 initiierte Hoppe einen Kontakt zwischen Brück und Beckmann mit dem Ergebnis, die bestehenden Kooperationen zunächst auf dem Gebiet der Onkologie zu intensivieren. Die Direktoren der Kliniken für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, Gastroenterologie, gastrointestinale Onkologie und Endokrinologie sowie der Direktor des Instituts für Pathologie konnten sich bei Besuchen im iba in Heiligenstadt von dem hohen Potenial einer Kooperation für die Onkologie der Göttinger Universitätsmedizin überzeugen. Weiterhin wurde deutlich: Auch andere Fachrichtungen, z.B. die Infektionsforschung, bieten erhebliches Potenzial für zusätzliche Synergien.